Jeder weiß: aus dem Schatten eines berühmten Vaters zu treten, ist gar nicht so einfach. Carl Heinrich Biber hatte es aber geschafft. Er bekleidete dieselben hoch angesehen Ämter am Salzburger Hof wie sein Vater Heinrich Ignaz Franz Biber. Und doch – den einen glauben wir zu kennen, von dem anderen haben wir nie etwas gehört. Wer kennt auch nur eine der 20 Messen, 17 Litaneien und Vespern, eines der 14 Offertorien, 3 Magnifikats, 3 Te Deums oder der zahlreichen anderen Werke, die im Salzburger Domarchiv schlummern?
Vielleicht liegt es daran, dass das meiste davon Kirchenmusik ist, die für uns heute keine so große Rolle mehr spielt. Vielleicht messen wir aber auch nur mit dem falschen Maß, vergleichen automatisch den Vater mit dem Sohn, ohne zu beachten, dass hier zwei völlig verschiedene Generationen am Werk waren. Carl Heinrich hat in einer sich verändernden Stilepoche gelebt und so ist auch seine Musik eine des Wandels. Der Apfel fällt vielleicht nicht weit vom Stamm, manchmal rollt er aber auch weiter …