Strawinskys „Psalmensinfonie“ entstand 1930 zum 50-jährigen Bestehen des Boston Symphony Orchestra und zählt zu den Hauptwerken des Komponisten. Den Auftrag dazu erhielt er von Serge Kussewitzky. In seinen „Erinnerungen“ schreibt Strawinsky: „Ich überlegte mir, aus welchem Klangmaterial ich mein symphonisches Gebäude aufführen sollte.
Mir schwebte eine Symphonie mit großer kontrapunktischer Entwicklung vor, und so musste ich auch die Mittel vergrößern, um in dieser Form arbeiten zu können. Ich entschloss mich daher, ein Ensemble zu wählen, das aus Chor und Orchester zusammengesetzt ist und bei dem keines der Elemente dem anderen übergeordnet, beide also völlig gleichwertig sind ... Was den Text angeht, so suchte ich nach einer Dichtung, die eigens für Gesang geschrieben ist. Dabei dachte ich natürlich sogleich an den Psalter.“ Die Texte entnahm er drei verschiedenen Psalmen der lateinischen Vulgata. Zudem wollte Strawinsky die traditionelle Form einer Sinfonie des 19. Jahrhunderts vermeiden und dem Werk gleichzeitig eine ähnlich formale Verbindlichkeit geben. In den drei pausenlos aufeinander folgenden Sätzen stehen sich Chor und das ungewöhnlich besetzte Orchester, das einen stark vergrößerten Bläserapparat aufweist und auf die hohen Streicher verzichtet, gleichberechtigt gegenüber.